19.Bericht über das Treffen GFK und Gefängnisarbeit vom 20-22.03.09 in Niederkaufungen

Veröffentlicht auf von Georgis Heintz

 

Ich bin so glücklich, dass dieses Treffen „endlich“ stattgefunden hat. Mit meinem Kollegen Jens Hennings haben wir schon im letzten Jahr einen Austausch zu diesem Thema geplant, welches jedoch durch mangelnde Teilnehmer ausfiel.

 

Nun trafen wir uns mit 13 Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen.

  • Jens und ich, die drei Jahre lang ehrenamtlich in der JVA Hannover mit dem Projekt „Neue Wege“ tätig waren - und seit September letzten Jahres in der JVA Sehnde mit dem gleichen Projekt über einen längeren Zeitraum tätig sind.

 

  • Udo, ein Justizvollzugsbeamter aus der JVA Lingen dabei, der versucht, die GFK- wo es ihm möglich ist, in die Arbeit einfließen zu lassen.

 

  • Martin, ein Seelsorger, der die GFK in seiner Arbeit mit Inhaftierten nutzt

 

  • Johanna, die Jura studiert hat- und vor einigen Jahren ein GFK-Projekt in einem Berliner Frauengefängnis begleitete

 

  • Susanne, eine Juristin, die die GFK im Kontakt mit den „Kunden“ und auch in den Verhandlungen nutzt- und seit geraumer Zeit in Süddeutschland GFK-Treffen für Juristen organisiert

 

  • Sven, der als Psychologe im Jugendgefängnis in Leipzig arbeitet

 

  • Ursula und Sybille, die ehrenamtlich in einer JVA im süddeutschen Raum tätig sind

 

  • Heidrun, Hildegard und Peter, die sehr interessiert an dem Thema sind- und sich vor allem über Erfahrungen in der Gefängnisarbeit- im speziellen in Verbindung mit der GFK austauschen wollten

 

 

So waren wir eine bunte Mischung, was auf jeden Fall zur Bereicherung dieses Treffens beigetragen hat.

 

Am Freitag nachmittag, nach einer Vorstellungsrunde, sammelten wir die Themen, die uns für dieses Wochenende wichtig waren:

 

 Wege, die GFK im Gefängnis zu vermitteln

Austausch und Infos

Projekt und Erfahrungsberichte mit der GFK (Insassen und Beamte)

Beispiele für Erstkontakt zu Gefängnissen

Videokonferenz mit dem Freedom project

Videokonferenz über Dominic Barter

Visionsarbeit

GFK in der Justiz/ im Gericht/ mit Anwälten

Öffentlichkeitsarbeit

Wie gehts weiter??

Im Anschluss gelang es uns, dank der wundervollen Technik, eine Videokonferenz mit Kathleen Mac Ferran, einer GFK Trainerin aus Seattle, die seit etwa 5Jahren mit dem freedom project in den USA tätig ist.

 

Dieses Projekt hat das Motto: Vom Gefängnisinsassen zum Friedensstifter

 

Freedom project http://freedom-project.org/index.htm entstand Ende der 90er mit einer Person, die damit begann, die GFK in Gefängnisse der USA zu bringen.

Mittlerweile sind etwa 10 Trainer und etwa 15 Unterstützer am Projekt beteiligt. Im letzten Jahr begleitete dieses Projekt Inhaftierte in verschiedenen Gefängnissen (vorwiegend im Staate Waschington) an 1400 Trainingstagen (ein Tag zwischen 3-8h)

Unterstützt wird das Freedom project durch Spenden.

 

Es war herrlich, die Begeisterung für diese Arbeit von Kathleen zu spüren. Für mich war es unglaublich kraftvoll und ermutigend.

 

 

Am Samstag begannen wir mit einem Projektbericht unserer Arbeit in der JVA Sehnde. Hier arbeiten wir gerade mit der zweiten Gruppe.

Mit einer Gruppe (etwa 10Personen) kommen wir 10 mal 4h an einem Freitag Nachmittag zusammen.

 

Die Zeit ist lang genug, um wirklich „arbeiten“ zu können- und noch eine Kaffeepause einzubauen – und kurz genug, um die Herren, die noch bis mittags ihrer jeweiligen Arbeit nachgehen, nicht zu überlasten.

Das wir uns 10 mal treffen bringt von Mal zu Mal mehr Vertrauen zu uns und auch innerhalb der Gruppe. Von den zeitlichen Strukturen, die wir bisher ausprobiert haben, gefällt mir diese am Besten.

Und von den Männern hören wir, dass sie sich auf den Kurs freuen- zumal es natürlich auch eine Abwechslung des Gefängnisalltags ist.

 

Bisher erhalten wir vorwiegend positive Feedbacks. Alle scheinen etwas von dem, was wir vermitteln und üben, mitzunehmen.

Dadurch, dass so ein Kurs dann über 3-3,5 Monate geht, kann auch wirklich Reflexion stattfinden.

Unser Plan ist, in diesem Jahr noch zwei weitere „Grundkurse“ durchzuführen- und im nächsten Jahr auch „Weiterführungskurse“ anzubieten, da die GFK eine Haltung und Methode ist, die ihre Zeit braucht, wenn man sie wirklich verinnerlichen möchte.

Hier ein kleiner Einblick in einem Interview nach dem ersten Kurs in Sehnde:

 

 

Artikel für die Zeitschrift „Kommunikation &  Seminar“ des Junfernmann Verlags

 

 

Nach dem Essen nutzten wir die Zeit für ein Spiel und gingen dann über in ein Rollenspiel unter Kollegen in einem Gefängnis.

 

Anschließend berichtete Susanne über ihre Erfahrungen mit der GFK in der Justiz- mit ihren „Kunden“ (sie ist Strafverteidigerin) und im Gerichtssaal.

Susanne erzählte, dass sie die GFK auch bei einer Gerichtsverhandlung als sehr hilfreich empfindet – und das sie mehr Offenheit erlebt, wenn sie die Bedürfnisse der Personen anspricht.

 

Wir schauten uns dann gemeinsam an, welche Bedürfnisse wohl jede Person im Gericht haben könnte (Angeklagter, Kläger, Verteidiger, Anwalt, Richter, Nebenkläger, Gutachter, Zeugen)


hier auf Seite 5





Das klingt für mich  sehr ermutigend!!

 

 

Am Sonntag Morgen hatten wir nochmals eine Videokonferenz mit Hinrich Lau, der von einem Workshop mit  Dominic Barter in den USA war und davon berichtete.

 

 

Dominic Barter befasst sich seit den 80er Jahren eingehend mit den Wechselwirkungen von gesellschaftlichem und persönlichem Wandel und der Rolle von Konflikten in diesem Prozess. Seit 2004 arbeitet er als Berater und Direktor des Pilotprojektes Restorative Justice  in Brasilien, in Kooperation mit dem UN Development Program, der Unesco, dem Ministerium für Justiz, dem Ministerium für Bildung und dem Sekretariat für Menschenrechte. Seinen Schwerpunkt legte er auf die Entwicklung wirksamer Modelle und Trainingsprogramme für Experten aus der Praxis, die sich mit Jugendkriminalität und ihren Konsequenzen beschäftigen, und arbeitete bei der Implementation seiner Programme sowohl mit Richtern, Schulleitern, der Polizei, den Sozialen Diensten, als auch Jugendlichen und Wortführern aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zusammen. Dominic koordiniert das Restorative Justice Project für das International Center for Nonviolent Communication.

 

________________________________

 

 

Die letzten Stunden unseres Zusammenseins verbrachten wir mit der Frage: Wie geht es weiter?

 

Dafür beschäftigten wir uns als Erstes mit der Vision, die wir gemeinsam haben:

Als bisherige Zusammenfassung:

Wir arbeiten mit an einer Welt, in der die Bedürfnisse aller beachtet werden (gleich gültig sind).

 

Wir bringen aktiv unseren Beitrag dazu, dass…

 

…mehr und mehr Menschen in den Justiz Strukturen in dem Bewusstsein leben, dass Sie mit ihrem Gegenüber die gleichen Bedürfnisse teilen.

 

….Menschen und Taten von einander getrennt werden.

 

….Der Mensch im Mittelpunkt steht

 

…Menschen, die Straftaten begangen haben, so in ihrer Entwicklung begleitet und unterstützt werden, dass sie in Freiheit und sozialer Verantwortung leben

 

…..der Übergang von der Bestrafung zur Versöhnung stattfindet

 

 

Wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht, was wir als Gruppe, bzw. was jeder aus dieser Gruppe für diese Vision anbieten kann:

hier auf Seite 9


 

Nun ist der nächste Schritt, die Vision fertig zu stellen. Dann wollen wir in einer Telefonkonferenz schauen, wie wir als Gruppe lebendig bleiben können- und wie wir die Verbreitung der GFK in der Justiz „bewerben“ können—welche möglichen Veranstaltungen zuträglich wären.

 

Ich bin sehr glücklich, dass wir uns getroffen haben. Es war so erfüllend im Austausch zu sein- und viele Erfahrungen mit der GFK im Bereich der Gefängnisarbeit zu hören.

 

Ich wünsche mir sehr, dass unsere Gruppe weiter bestehen bleibt und wächst- und wir mehr und mehr Möglichkeiten von Angeboten im Bereich der Gefängnisarbeit und der Justiz erleben und bieten können.

 

Als nächstes „Highlight“ folgt eine 3-tägige Veranstaltung von Jens und mir für niedersächsische Vollzugsbeamte. Ich hoffe, dass unsere Begeisterung überspringt und wir damit „nur“ den ersten Schritt der GFK in die Fortbildungsveranstaltungen des niedersächsischen Justizvollzugs tätigen.

 

 

 

Bei Fragen oder Kontaktwünschen wendet euch erst einmal an mich- und ich gebe die Daten weiter

georgis@lebendigekommunikation.de

 

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post